Veranstaltungsort | online Veranstaltung Bremen |
Uhrzeit | 16:00 - 18:00 Uhr |
Referent/in | |
Veranstaltungsreihe | iaw-Colloquium |
Einfache Arbeit ist in der Regel mit geringem Ansehen und schlechter Bezahlung verbunden, aber während der Corona-Pandemie ist gerade für etliche der betreffenden Berufsgruppen die enorme Diskrepanz zwischen „Systemrelevanz“ einerseits und gesellschaftlicher Anerkennung bzw. Wertschätzung andererseits besonders deutlich geworden. Dieser Umstand verweist auf die Frage nach den gesellschaftlichen Bewertungskriterien für Arbeit und Berufe. Deren soziale und normative Grundlagen werden nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie in Frage gestellt. Damit dürfte die Pandemie auch Debatten und Auseinandersetzungen um Normen wie soziale Gerechtigkeit, Leistungsmaßstäbe, Solidarität oder gesellschaftlichen Zusammenhalt befördern und verstärken. Ob und in welcher Weise die betreffenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf ihre Erfahrungen mit dieser Entwicklung reagieren, welche Erwartungen zur Aufwertung der systemrelevanten Berufe aus der Verarbeitung corona-bedingter Krisenerfahrungen resultieren, und welche Spielräume und Möglichkeiten für spezifische Aufwertungsstrategien gesehen werden, wird - differenziert nach Berufsgruppen und Arbeitsfeldern - analysiert. In einer allgemeineren Perspektive wird damit auch nach dem Wandel von Bewertungsmaßstäben und -normen von Arbeit, Beschäftigung und Beruf gefragt.
iaw Colloquiumsreihe: Einfacharbeit in Dienstleistungen: Entwicklungen – Herausforderungen – Gestaltungsansätze
Einfacharbeit – verstanden als Tätigkeit ohne formale Qualifikationsanforderung – wird seit vielen Jahren in ihren Erscheinungsformen, Bedingungen und Perspektiven analysiert. Die Forschung hat sich allerdings lange Zeit auf Einfacharbeit in der Industrie konzentriert. Einfacharbeit in Dienstleistungsbranchen rückt erst seit kurzem stärker in den Fokus. Dabei besitzt Einfacharbeit hier einerseits in verschiedenen Sektoren eine wichtige, infolge des zunehmenden Fachkräftemangels zum Teil sogar wachsende Bedeutung (insbesondere in den sozialen Dienstleistungen). Auf der anderen Seite wird Einfacharbeit aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Arbeit in manchen Sektoren oft auch als ‚Auslaufmodell‘ bezeichnet, weil sie als leicht durch digitalisierte Prozesse substituierbar gilt. Im einen wie im anderen Fall stellen sich für Einfacharbeitende Herausforderungen an die Entwicklung ihrer Arbeitskraft: Entweder weil zunehmend Tätigkeitsanteile auf sie zukommen, die zuvor von Fachkräften übernommen wurden – oder weil die digitalisierte Arbeit eine Entwicklung ihrer Kompetenzen oder Qualifikationen erfordert, wenn sie in ihrem alten oder einem neuen Tätigkeitsbereich weiter beschäftigt sein wollen.
Ein Blick auf die Kennzeichen von Einfacharbeit offenbart zudem schnell, dass der Begriff ‚einfach‘ nur eine qualifikationsbezogene Einstellungsvoraussetzung umreißt, keineswegs jedoch die Ansprüche, die sich an Beschäftigte in ihrer Tätigkeit richten. Hier zeigen sich oft hohe Kompetenzanforderungen (etwa in der Interaktion mit Patient:innen, Kund:innen oder im Team), hohe physische und psychische Belastungsniveaus aufgrund von Arbeitsverdichtung oder überfordernden Tätigkeitsbestandteilen.